Wir haben in den letzten Tagen ein paar Nachfragen bekommen, weil wir immer davon reden, dass wir ein Haus in Holzständerbauweise bauen. Das erzeugt bei vielen Menschen erstmal Verwirrung: “Hä, ich dachte ihr baut ein Fertighaus?”
Deshalb an dieser Stelle mal ein paar Begriffserklärungen und Informationen.
Fertighaus
Ein sogenanntes “Fertighaus” sagt noch überhaupt nichts über die Bauweise eines Hauses aus. Fertighaus bedeutet eigentlich nur, dass das Haus in Fertigteilen zum Grundstück geliefert wird und der Rohbau dann dort in nur wenigen Tagen aufgebaut wird. Es gibt Fertighäuser aus Holz (die bekanntesten Bauarten sind hier Block, Holzständer und Holzrahmen), es gibt Fertighäuser aus Beton, es gibt auch gemauerte Fertighäuser. Die meisten Menschen denken bei einem Fertighaus an die Gipskartonschachteln aus den 70ern, die voller Asbest und Holzschutzmittel waren, aber die Definition eines Fertighauses ist eine andere.
Holzständerbauweise
Holzständerbauweise bedeutet, dass die tragende Konstruktion des Hauses aus Holzständern besteht. Das kann man sich vorstellen wie bei einem Fachwerkhaus, bei dem diese Holzständer von außen sichtbar sind. Anders, als beim Fachwerkhaus, werden die Gefache (das sind die “Löcher” zwischen den Balken) heute aber nicht mehr mit Stroh und Lehm ausgefacht oder ausgemauert (wobei man das natürlich auch noch tun kann), sondern in die Gefache kommt ein Dämmstoff (meist Holzfaser, Dämmwolle oder Hanf) und die Wände werden dann nach außen und nach innen mit Platten verkleidet, die für zusätzliche Stabilität sorgen und vor eintretender Feuchtigkeit schützen. Vor allem in Mittel- und Nordeuropa, insbesondere Skandinavien und Nordamerika baut man Häuser auf diese Art. Sowohl Holzständerbauweise, als auch Holzrahmen- oder Blockhausbauweise, kann man entweder als Fertighaus ausführen, oder auch vor Ort erstellen lassen. D.h. ein Haus in Holzständerbauweise zu bauen bedeutet nicht unbedingt, dass man ein Fertighaus baut.
Diffusionsoffen
Oberstes Ziel ist immer, den Wandaufbau frei von Feuchtigkeit zu halten, d.h. zu verhindern, dass warme feuchte Luft irgendwo kondensiert. Feuchtigkeit ist der Feind eines jeden Hauses, egal bei welcher Bauweise.
Eine Holzbauwand in diffusionsoffener Bauweise wird von innen nach außen immer durchlässiger – also diffusionsoffener. Die dichten Baustoffe – etwa eine OSB-Platte – werden an der Innenseite montiert. An der Außenseite braucht man dafür Baustoffe, die wesentlich durchlässiger (diffusionsoffener) sind, z.B. eine Holzweichfaserplatte. Alles was durch die OSB-Platte durchkommt, kann nach außen weg und der Wandaufbau bleibt trocken. Diffusion sagt nichts über die Luftdichtigkeit eines Hauses aus – jedes heute gebaute Haus muss absolut luftdicht sein – sondern bezeichnet vielmehr die Fähigkeit eines Baustoffes Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben. Diffusion durch eine Wand ist ein relativ langsames Phänomen. Bei großer Feuchteproduktion (Kochen, Duschen und vielen Personen auf Besuch gleichzeitig) geht auch bei einer sehr diffusionsoffenen Wand die Luftfeuchtigkeit zwangsläufig in die Höhe und man muss per Lüften oder Lüftungsanlage nachhelfen.
Wenn man jetzt mit einem Hersteller baut, der seine Wände komplett dicht macht (z.B. mit Styropor (dicht) an der Außenseite und Plastikfolie (dicht) an der Innenseite), dann kann keine Diffusion statt finden. Das ist erstmal kein Problem. Das Problem entsteht erst dann, wenn nun die Plastikfolie irgendwo eine Beschädigung hat (z.B., weil nicht ordentlich verklebt wurde, oder eine Schraube reingedreht wird). Dann kann Feuchtigkeit in die Wand eindringen und nach außen wegen dem Styropor nicht ausreichend abziehen. D.h., bei diffusionsdichter Bauweise ist die Gefahr für Schimmel deutlich höher, als bei einer diffusionsoffenen Bauweise.
Wir bauen diffustionsoffen – also ohne Plastikfolie und ohne Styropor – und sind so auf der sicheren Seite.
Unser Wandaufbau
Keitel baut also individuell geplante, diffusionsoffene, prozessoptimierte Häuser in Holzständerbauweise.
Wie der Wandaufbau dann genau aussieht, könnt ihr nachfolgend sehen (Quelle: Keitel-Haus):
Mit diesem Wandaufbau erreicht Keitel einen U-Wert von 0,179 W/m²K für die komplette Wand und einen U-Wert von 0,153 W/m²K im Gefach. Im Vergleich dazu erreicht eine Porenbeton- oder Porotonwand mit 30cm einen U-Wert von 0,28 W/m²K.